04. Tag - Dienstag 29.12.2015
Nach einer guten und ruhigen Nacht heißt es heute die Umgebung erkunden. Da unsere Freunde ein kleines Auto dabei haben, können wir bequem über die Insel und nach Husum fahren.
Aber zuerst genießen wir mal das herrliche Frühstück im warmen Wohnmobil. Es stimmt wirklich: in diesem EURA kann man sich getrost auch bei kälteren Außen Temperaturen aufhalten und richtig wohlfühlen!!
Dann geht es los - zuerst auf nach Husum. Eine herrliche kleine Hafenstadt mit viel Charakter.
Aber zuerst wieder ein bisschen Geschichte:
Husum (auch Theodor Storm Stadt genannt) ist eine nordfriesische
Kreisstadt und liegt an der Nordseeküste unmittelbar am Nationalpark
Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer sowie am Rande der Schleswigschen Geest.
Die Stadt liegt 72 Kilometer westlich von Kiel, 119 Kilometer nordwestlich von
Hamburg und 43 Kilometer südwestlich von Flensburg. Die erste datierte
Erwähnung in den Stadtchroniken stammt aus dem Jahr 1252. Schon im Jahre 1372
hatte Husum an Bevölkerung sehr zugenommen und sich bis 1398 so vergrößert,
dass zwei Dörfer daraus entstanden, die bis 1431 die Namen Oster- und
Westerhusum führten. Das beginnende 15. Jahrhundert war durch den
Bedeutungszuwachs des städtischen Hafens gekennzeichnet. Dieser resultierte aus
einem Streit Dänemarks mit der Hanse. Als zu dieser Zeit die Kriegsschiffe der
Hanse mehrmals den Sund für alle Handelsschiffe sperrten, die nicht aus
Hansestädten stammten, verfügte der dänische König, dass Waren in Husum
angelandet und von dort auf dem Landweg nach Flensburg transportiert werden
sollten. 1409 wird der Ortsname Husum
erstmals erwähnt. 1465 erhielt Husum vom dänischen König Christian I. das
Privileg, einen Stadtvogt anzustellen, eigenes Gericht abzuhalten, und die Erlaubnis,
den Ort mit einer hölzernen Palisade zu befestigen.
Während der Revolution 1848 gab es wie in weiten Teilen
Deutschlands auch in Husum eine vergleichbare Aktion, den Butterkrieg: Der
Höker H. Petersen in der Krämerstraße
hatte alle verfügbare Butter auf dem Markt aufgekauft, um sie nach Helgoland zu
schicken. Dadurch wurde sie knapp und teuer. Die Deicharbeiter am neuen
Dockkoogdeich gerieten darüber in Wut und griffen das Geschäft an, wobei
Nachbarhäuser beschädigt wurden. Erst eine eilig zusammengestellte Bürgerwehr
konnte dem Treiben der mehr oder weniger betrunkenen Arbeiter ein Ende setzen
und die Männer verhaften. Im Rathaus wurde Strafgericht über sie gehalten.
1867 wurde Husum mitsamt den Herzogtümern Schleswig und Holstein
Teil der preußischen Provinz Schleswig-Holstein.
Ein früher Innovationsschub im Bereich der damals noch nicht so
genannten erneuerbaren Energien bildete der Bau eines als Flutkraftwerk
bezeichneten Gezeitenkraftwerks durch den Hamburger Ingenieur Emil Pein im Jahr
1912. In den ausgedienten Fischzuchtbecken im Porrenkoog wurde eine
Versuchsanlage zur Stromproduktion errichtet.
Ein markantes Ereignis für die Stadt und deren Bedeutung im
Bereich des Tierhandels war die Schließung des Viehmarkts im Jahr 1970. Bis
dahin war der Markt zu einem der bundesweit bedeutendsten Umschlagsplätze für
lebendes Vieh geworden. Diese Bedeutung war das Ergebnis der in den
Marschgebieten Nordfrieslands hervorragenden Weidemast der Tiere. Auf den freigewordenen
Flächen am nördlichen Stadtrand wurde in der Folgezeit das Verwaltungsgebäude
des damals neu gebildeten Kreises Nordfriesland errichtet. Überbleibsel der
Tradition als Marktstandort war die bis vor einigen Jahren existierende
Markthalle im südlichen Bereich des Areals.
Heute hat die Stadt 22.430 Einwohner.
Nach einem ersten Spaziergang durch das kleine Hafenstädtchen und einem ersten Besuch im Stammsitz des Husumer Modehauses CJ Schmidt(😊), hatten wir dann aber Hunger.
So sind wir in ein kleines, uriges Hafen Restaurant eingekehrt - wir wollten ja stilecht essen, so wie es die Friesen tun!!
Ich hatte mich schon den ganzen Tag auf ein original Seemanns - Gericht gefreut:
-auf einen richtig guten Labskaus - und den gab es hier!!
Für alle, die es nicht wissen: Labskaus ist ein Kartoffelgericht mit gepökeltem Rindfleisch,
Roten Beten, Rollmöpsen und Spiegeleiern, das in Norddeutschland, Norwegen,
Dänemark, Schweden und in der Region um Liverpool gegessen wird.
Gut gestärkt ging es dann auf die Halbinsel Nordstrand und in den
Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer.
Nach einer kleinen Rundfahrt über die Halbinsel haben wir den "Alt-Katholischen-Theresiendom" besucht. Da tauchten natürlich ein paar Fragen auf, weil "Alt-Katholisch" hatte von uns auch noch keiner gehört.
Also hier wieder ein wenig "Nachhilfe" in Sachen "Kultur":
"Alt-Katholisch"
Im Oktober 1634 wütete eine schwere
Sturmflut an der Nordseeküste. Der Strand, eine damals große dänische Insel,
wurde in einer einzigen Nacht fast vollständig zerstört. An 44 Stellen brachen
die Deiche, von den 9.000 Einwohnern ertranken 6.400 in den Fluten. Die
Überlebenden wandten sich hilfesuchend an den Herzog in Schleswig, der 1652 mit
vier niederländischen Deichbauern einen Vertrag über die Wiedereindeichung
schloss. Noch im gleichen Jahr begannen die Arbeiten. 1654 konnte der erste
Koog, der „Alte Koog“, fertiggestellt werden - mit dem Nordstrander Damm wurde
die Insel 1933 an das Festland „angeschlossen“
Obwohl in Dänemark die lutherische Religion
Staatsreligion war, erhielten die Deichbauer das Recht der Religionsausübung
für den katholischen Glauben. So entstand 1654 eine katholische Gemeinde mit
Einwanderern und Arbeitern aus den Niederlanden, Brabant und Flandern. Die
Gelder für den Deichbau kamen ebenfalls von dort, und ein Geldgeber war von
Anfang an das Erzbischöfliche Domkapitel von Utrecht. Wurde die Seelsorge
zunächst von Oratorianer Priestern aus Mecheln wahrgenommen, ging sie 1683 auf
das Erzbistum Utrecht über, das künftig die Pfarrer für die Gemeinde auf
Nordstrand, wie die Insel nun hieß, entsandte. Im Jahr 1723 wurde das
Erzbistums Utrecht im Zusammenhang mit dem sogenannten „Jansenismus“, einer
innerkatholischen Reformbewegung, von Rom ungerechtfertigt exkommuniziert.
Aufgrund dieser Trennung Utrechts von Rom
kam es auch auf Nordstrand zu einer Spaltung der katholischen Gemeinde in einen
romtreuen und einen „utrechttreuen“ Teil, die von etwa 1735 bis 1866 zum
sogenannten „Nordstrander Kirchenstreit“ führte, in dem die beiden katholischen
Gemeinden darum stritten, wer die „wahre“ katholische Gemeinde sei. Die
königlichen Gerichte entschieden stets zugunsten des Erzbistums Utrecht, Kirche
und Pfarrhaus blieben in ihrem Besitz, bis mit dem Wechsel nach Preußen 1864
die römisch-katholische Gemeinde das Recht erhielt, ebenfalls Pfarrgemeinde zu
sein, eine eigene Kirche zu bauen und so „Religionsfrieden“ auf Nordstrand
einkehrte.
Um 1910 begannen
dann Verhandlungen zwischen dem Erzbistum Utrecht und dem alt-katholischen
Bistum über eine „Umpfarrung“ der Gemeinde, da sie jetzt in Preußen lag, hier
nur noch deutsch gesprochen wurde, keine Niederländer mehr zuzogen und mit dem
Erzbistum Utrecht seit 1889 eine Kirchengemeinschaft bestand. Doch dauerte es
bis 1920, dass die Pfarrgemeinde in das deutsche alt-katholische Bistum
übertragen wurde.
Nordstrander
Dom
1662 hatten die Oratorianer eine kleine
Kirche mit dem Patronat der heiligen Theresia von Avila und der heiligen Maria
Margaretha von den Engeln aus Oirschot mitten auf der Insel erbaut. Sie diente
den Katholiken auf der Insel seit dieser Zeit als Pfarrkirche. 1887 war eine
grundlegende Sanierung der Kirche erforderlich; die Kosten wurden durch Spenden
im Erzbistum Utrecht aufgebracht und die Kirche erhielt ihre heutige Gestalt.
Sehr schön war auch, dass noch eine wunderbare Krippe noch zu bewundern war!!
Na ja - Ihr wisst was jetzt kommt: genau, soviel Kultur macht hungrig und durstig. Da neben der
"Nordstrander Töpferei" auch eine
"Teestuv + Lese Cafe" war, konnten wir gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: einkaufen und Tee trinken - natürlich echten
"Friesen-Tee"!!
Dann sind wir natürlich auch noch in die Nordstrander-Töpferei.
Da haben wir eine original "Schnökel-Dösel" Dose gefunden - schön, oder??
Das war mal wieder ein sehr schöner Tag, der noch einen tollen Abschluss in der Hütte auf dem WoMo Platz fand. Sehr schön, dass auch die neuen WoMo Freunde, die wir gestern hier am gleichen Tisch kennen gelernt haben, auch wieder da waren.